DEICHKIND – Schlachthof Wiesbaden

22.10.2012 / Gib einem Kind deine Hand

deichkind_2012

Wegen der Musik war ich nicht da. Deichkind verbreiten gute Laune und machen Spaß. Deswegen wollte ich sie wieder sehen. Schon 2008 war ich völlig geflasht von den Kindern mit Pyramiden auf den Köpfen, den neon-angemalten Menschen und der Spaß-Show der Deichkinder.

Diesmal lud der „neue“ Schlachthof in seine gerade erst fertiggestellte Halle. Über die Fassade kann man streiten. Irgendwie kann ich mich schwer von schönen Dingen trennen, an die ich mich gewöhnt habe. Die alte Halle hatte nun mal eine Geschichte. Und die muss für die Neue erst geschrieben werden. Innen wurde ein wenig die Form des alten Schlachthof übernommen. Es wirkt alles sehr aufgeräumt. Und sie wirkt klein. Viel kleiner als ich dachte.

Drinnen angekommen stellten wir uns im Bereich des Mischpults auf. Noch war dort Platz, was sich aber schnell ändern sollte. Schließlich war das Konzert ausverkauft. Eine Vorband braucht Deichkind nicht. Vielmehr haben wir uns die Frage gestellt, wer die Massen denn auf die Show vorbereiten soll. Mambo Kurt vielleicht? Ausserdem gibt es vor einem Theaterstück ja auch kein Vor-Theaterstück. Anstatt einer Vorband wurden auf eine vor die Bühne gespannte Leinwand Musik-Videos eingespielt. Hängen geblieben sind mir „Die Antwoord – Fatty Boom Boom“ und „Queen – The Great Pretender“. Deichkind machten daraus eine „Great Fatty Boom Boom Pretender Show“.

Mit viel Tamtam wurde gegen 20:45 ein epischer Video-Opener gestartet. Danach öffnete sich der Vorhang und die Show konnte beginnen. Mit dreieckigen LED Pyramiden ausgerüstet standen die 6 Mitglieder auf dreieckigen Podesten und zappelten was das Zeug hielt. Im Lady Gaga Style wurden Outfits und Bühnenaccessoires gewechselt. Gummiboote schwammen über hochgestreckte Hände hinweg. Riesige rollende Bierfässer durchpflügten die Menschmassen. Und Trampolins dienten auf der Bühne als Hüpferweiterung. Aber irgendwie hat man alles schon gesehen. In der ersten Stunde war Deichkind zu sehr damit beschäftigt ihr Theater runterzuspielen. Es kam zwar Stimmung auf  wenn sich die komplette Halle hinsetzen musste, um im nächsten Augenblick in die Höhe zu springen, aber trotzdem wirkte es zu sehr einstudiert. Highlights der ersten Stunde waren Lieder wie „Illegale Fans“, „Leider Geil“ oder „Partnerlook“. Doch bei „Bück dich hoch“ hatte ich das Gefühl, dass die Jungs nicht immer Live singen, was ich natürlich nicht beweisen kann. Doch das wäre sehr deprimierend, wo doch schon die komplette Musik nur vom „Band“ kommt. Bei „Roll das Fass rein“ kam ich mir vor wie im Megapark auf Mallorca. Und der Song „Der Mond“ könnte auch bei der ZDF Schlagerparade laufen. Erst nach der ersten Halbzeit stellten die Jungs auf echten Spielspaß um. Die ganzen Zugaben haben die etwas schwache erste Stunde wegmachen können. Songs wie  „Limit“, „Bon Voyage“ und „Remmidemmi“ haben für einen genialen Ausklang gesorgt.

Am Ende haben Ivonne und ich im Taxi gesessen und den Abend bei  Nana Mouskouris „Gib einem Kind deine Hand“ Revue passieren lassen. Schräger konnte die Musikmischung nicht sein…

BEWERTUNG: 7/10

Deichkind