JACK WHITE – Alte Oper Frankfurt

14.11.2014 / …takes his time!

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Nur ein einziges Konzert in Deutschland und das in der Alten Oper Frankfurt! Cool, quasi vor der eigenen Haustür – die Karten wurden sofort geordert. Beate und ich kamen leider nie in den Genuss The White Stripes einmal Live zu erleben, deshalb war für uns klar, zu Jack White müssen wir unbedingt gehen. Wir waren sooo aufgeregt und voller Vorfreude auf diesen Event, als würde Weihnachten und Silvester auf einen Tag fallen!

Endlich war dann der große Tag gekommen und wir machten uns auf den Weg zur Alten Oper, die übrigens restlos ausverkauft war. Die Türen zum Innenraum des großen Konzertsaals waren noch geschlossen, also noch genügend Zeit sich ein Bierchen zu holen. Doch genau dieses durften wir dann nicht mit in den Saal nehmen. Das gute Parkett könnte ja ruiniert werden! Egal. Es wurde für uns dadurch eine ganz neue Erfahrung, ein Konzert im komplett nüchternen Zustand zu erleben. Was sich im Nachhinein als total in Ordnung herausstellte. So beschäftigte man sich zu 100% mit der dargebotenen Musik und den fantastischen Gitarrensolis und nicht mit irgendwelchen anderen Unannehmlichkeiten, wie neues Bier holen oder pinkeln gehen.

Um 20:00 Uhr ging dann los mit dem Support der Indie-Pop-Gruppe Lucius. Die fünf Brooklyner, mit ihren beiden hellblond gefärbten Frontfrauen, tauchten die Alte Oper in ein eklektisches Soundgemisch aus Swing, Folk und Sixtiespop, mit viel Trommelbeat. Klang sehr interessant, aber nix für ein Innenraum-Steh-Konzert.

Nach Lucius wurde die Bühne für den Umbau mit einem großen blauen Vorhang geschlossen und der ganze Raum erstrahlte in Lazaretto-Blau – Corporate Identity à la Jack White muss sein! Der Spannungsbogen spitzte sich nun ins Unermessliche zu. Plötzlich tauchte am rechten Bühnenrand ein bärtiger Mann in Anzug und Hut gekleidet auf und begrüßte die Zuschauer mit den Worten, dass hier gleich ein riesiges Rockkonzert stattfinden wird und aus diesem Grund doch bitte die Handys und Kameras in den Taschen bleiben sollten, da dieses Spektakel viel zu klein für ein Handydisplay sei. Und man glaubt es kaum, fast alle respektierten den Wunsch des Künstlers.

Kurz darauf ging es endlich los. Yes, Feuer frei! Nicht wie von uns erwartet im Anzug, sondern im schwarzen Longsleeve und schwarzer Hose mit Hosenträgern, stürmte Jack auf die Bühne und haute gleich den ersten White Stripes Kracher „Icky Tumb“ raus. Geil. Jack White ist einfach der Chef am Instrument und auf der Bühne, da haben seine Mitmusiker nix zu melden. Er bestimmt welcher Song als nächstes gespielt wird, gibt das Tempo vor und nimmt sich, wenn es ihm danach ist, seine Auszeiten. Bei einer Nummer macht er eine überlange musikalische Pause, keiner auf der Bühne bewegt sich. Plötzlich kommt ein Zwischenruf aus dem Publikum: „Take your time!“ Die Antwort von Herrn White lautete: „Okay man, but’s that’s my show!“ Dann der nächste Ruf aus dem Publikum: „Go on!“ Jack geht etwas genervt an Mikro zurück und sagt: „Shut up Motherfuckers. This is my fuckin’ song not yours!“ um im nächsten Moment wieder in die Gitarrensaiten zu hauen, um mit dem Song fortzufahren.

Irgendwie konnte man den inneren Gemütszustand von Jack White an ganzen Abend nicht greifen. Es machte am Anfang des Konzerts den Eintrug, als sei er irgendwie angetrunken oder auf irgendwelchen anderen Substanzen und wird das Konzert nicht im stehen zu Ende bringen. Zwischen den Liedern grief er auch das ein oder andere Mal zur Veuve Cicquot Champagnerflasche, die auf seinem Gitarrenverstärker stand. Für den Besten eben nur das Beste! Jedoch im Verlauf des Konzerts wurde sein Zustand immer stabiler und er rockte, was das Zeug hielt.

Die Songauswahl war eine bunte Mischung aus seinen zwei Soloalben, aber auch vielen White Stripes Nummern und sogar eines Raconteurs Songs „Top Yourself“.

Als nach 90 Minuten, die während des ganzen Auftritts in blau getauchte Bühne, mit einem „Thank you“, geräumt wurde, dachten wir schon: das war’s dann wohl. Aber nix da, fünf Minuten später stand die ganze Truppe wieder auf der Bühne und servierten uns noch ein paar weitere Hits, unter anderem „I’m Slowly Turning Into You“ und „Love Interruption“. Als letzten Song, mit dem hätte ich im Leben nicht gerechnet, spielte er „Seven Nation Army“. Hammergeil! Und fertig. Am Ende bedankte sich Jack White noch höflich bei allen Zuschauern, rief seine Band zu sich und alle verbeugten sich gemeinsam. So nah kommen wir wohl nie wieder an ihn ran.

Danke Herr White! Es war uns eine Ehre, Sie live erlebt haben zu dürfen.

BEWERTUNG: 10/10

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