JENNIFER ROSTOCK – Capitol Mannheim

15.11.2011 / Der schärfste Knackpo der deutschen Rockszene!

jennifer_2011

Nachdem die Batschkapp ausverkauft war, machte ich die Not zur Tugend und kaufte mich für die „Mit Haut und Haar“-Tour ins Capitol Mannheim ein. In der Stadt muss ich ja eh gerade arbeiten. Natürlich kaufte ich die beste Kategorie, ohne zu wissen, was das ist. Als die Karte mit dem Aufdruck „Empore“ kam, wusste ich es. Mist, ich sitz doch nicht!

Checke am Abend im Hotel „Memo“ ein, nur ca. 5 Minuten vom Capitol entfernt. Auf den 5 Minuten liegt sogar noch ein McD auf dem Weg, Abendessen also gesichert.

Vor dem Capitol war wenig los, lag wohl daran, dass die Vorband schon angefangen hatte zu spielen. Bei einer Kippe frage ich das Mädel an der Abendkasse, ob ich mit der Emporenkarte auch in den Innenraum könnte. Muss mal sich vorstellen, ich frage das! Nun ja, einmal aus Unkenntnis der Location (bin das erste Mal hier), zum anderen werde ich alt und frage nun aus Höflichkeit.

„Innenraum ausverkauft, das geht nicht“ ist ihre Antwort. Ich blicke auf das Schild „Karten Innenraum ausverkauft“ und sage „OK“.

Mmh, teuer ist nicht immer gut, sage ich mir, doch als ich im Capitol drin stehe, merke ich, dass das ne üble Finte war, denn der Zugang zum Innenraum wird nicht kontrolliert, nur der Aufgang zur Empore.

Das Capitol MA ist die kleine Schwester des Capitols OF und sehr nett. Man fühlt sich gleich wohl und die Bierschlange ist nicht lang.

Die Vorband „IKF“ – Ich kann fliegen (bescheuerter Name) spielt Deutschrock – ganz passabel.

Nutze meine teuere Karte und gehe vom Innenraum hoch auf die Empore. Cooler Blick von oben, nicht viel los auf den Rängen. Unten sieht es voll aus. Nun ja, bei „Innenraum ausverkauft“ irgendwie logisch.

Als IKF irgendwie kurz innehalten und dann mit etwas Sepultura-artiges loslegen bin ich schwer begeistert. War nur ne kleine Einlage, aber sehr nett! Erinnert mich an Madsen mit „Roots Bloody Rotos“ beim RaR (Gruß an Jürgen!). Wenn Deutschrockbands immer so ne Einlage spielen, bin ich bei JR mal gespannt.

Bei den letzten Klängen von IKF geh ich schnell noch mal eine rauchen und hole mir auf dem Weg nach Vorne in den Innenraum mein 2. Bier. Draußen hatte ich im Gespräch mit einem Szenegänger erfahren, dass der Innenraum zur Bühne hin abfällt, was für einen tollen Blick auch von hinten sorgt. Bin begeistert, denn ich dachte mein Blick wäre wegen den kleinen 16-Jährigen so gut. Das Publikum ist jung: 60% < 20 Jahre, 30% < 30 und 10% ich und ein paar andere Opas.

Schlängele mich am rechten Rand durch die Menge und bin begeistert, dass ich rechts dann fast direkt vor der Bühne stehe. Wie sich im Laufe des Abends zeigen sollte, die absolut richtige Wahl.

Das Licht geht aus, der Spot auf den Drummer an und es geht langsam los. Da ich nur ein paar Lieder von JR wirklich kenne lass ich das mal auf mich zukommen, bzw. Sie. Denn die volltätowierte Sängerin muss ich mir mal anschauen. Deswegen bin ich hier.

Nach und nach kommen Keyboarder, Bassist und Gittarist auf die Bühne, alle in schwarzen Kapuzenpullis – wie ich.

Dann kommt Jenni auf die Bühne und sie ist echt scharf! In Ihrem Catsuit kommt ihr Knackpopo gut zur Geltung. Sie trägt ein Tuch über dem Kopf und hat an den Händen Taschenlampen, zum Song „Meine bessere Hälfte“ rotieren diese. Die Stimmung wird immer besser, beim ersten lockeren Lied hole ich mir schnell mein 3. Bier. Wie in Offenbach kommt man gut aus der Menge zum Bierstand und in Windeseile wieder zurück. Als ich wieder vorne bin fallen mir die beiden jungen Mädels neben mir auf, die abwechselnd das ganze Konzert mit filmen. Hallo? Ist das alles? Wir sind auf einem Konzert, naja, die Youtube-Generation.

JR integriert mehr und mehr das Publikum. Jenni kann ja schon ganz schön rotzig sein und animiert Jungs und Mädels zu Oberkörper frei. 5 Mädels ziehen blank, die Jungs halten sich noch zurück. Vor dem Song „Du willst mir an die Wäsche“ wird ein verkleideter Kleiderständer auf die Bühne gebracht, der die Slips und BH´s der Konzertbesucher der vergangenen Konzerte  trägt. Nun wird wieder das Publikum animiert und ja, es fliegt ordentlich was auf die Bühne. Am Tag später kann sich die Unterwäscheabteilung von H+M wahrscheinlich über ein Umsatzplus freuen.

Die Menge geht immer weiter ab und auch ich habe – nicht nur bierbedingt – eine Menge Spaß.

Zur Mitte des Konzerts legt die Band eine Accoustiksession ein und läd dazu Fans auf die Bühne zu einem Bier ein. Nette Geste. Ich hole mir schnell noch mein 4. Bier für das Finale. Als ich wieder drin stehe, ziehe ich ein erstes Fazit: JR hören sich für mich an wie eine Mischung aus den Toten Hosen, Sisters of Mercy und Nina Hagen. Prima Livequalitäten hat die Band, diese hängt jedoch zu 100% von der Sängerin ab. Wie die abgeht und zwischendurch losplappert kann ich mir die Sängerin in einem Yogakurs nicht vorstellen.

Ein Fanmädel darf im Anschluss der Accoustiksession zu „Der Kapitän“ mit Mütze und ner Pulle „Jenni-Sekt“ auf einem aufgeblasenen Riesengummireifen durch die Menge gleiten. Nun werden die Songs wieder schneller und härter. Beim Intro von der aktuellen Single „Ich kann nicht mehr“ steht die Sängerin dann mitten im Capitol und schmettert den Hit raus, die Fans bekommen die so ihre Tattoos hautnah zu sehen.

Vor dem Song „Feuer“ wird eine billige Kopie von Daniela Katzenberger auf die Bühne geholt, wegen ihrem „schönen Balkon“. Das Lied singt die Kopie nicht so mit wie von der Band erhofft und muss sich bissige Kommentare von der Sängerin im Anschluss anhören. Frau Weist nimmt wirklich kein Blatt vor den gepiercten Mund!

Danach ist Schluss nach ordentlichen 70 Minuten Deutsch-Indie-Pop-Rock. Doch zur Zugabe lässt sich die Band nicht lange bitten und haut mit Gastsänger „Nico“ von „War From a Harlots Mouth“ noch den härtesten Song des Abends „Es war nicht alles schlecht“ raus. Nun bin ich auch noch bedient worden und gehe zufrieden zurück ins Hotel. JR – gerne mal wieder – wenn Mucke und Popo so knackig bleiben! (Ghostwriter Tobi)

BEWERTUNG: 9/10

www.jennifer-rostock.de

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