THE JOY FORMIDABLE – Zwölfzehn Stuttgart
03.02.2013 / Der Wahnsinn in den Augen
„Ist die süß“, denkt man noch bevor sie richtig loslegt. Ritzy Bryan ist die Sängerin und Gitarristin der Band The Joy Formidable. The Joy what? Mir ist die Band vor gut zwei Jahren irgendwie „unter“ gekommen (Platten-Review 2011). Und seit dem hat sie mich nicht mehr losgelassen. Eine Wahnsinns-Album haben die Waliser mit „The Big Roar“ damals hingelegt. Und weil das Album so gut und eingängig ist, wollte ich die Band unbedingt Live sehen. Doch die Tourpläne führten nur kurz nach Deutschland, um dann für gefühlte 2 Jahre nach Amerika verlagert zu werden. Kein Festival. Keine Deutschlandtour. Nix. Dann endlich die Erlösung. Am 3.2. sollten sie in Stuttgart spielen.
Es ist ein seltsames Gefühl, wenn man, in Erwartung einer großen Location, auf einmal eine kleine Bar betritt. Mehr als 150 Personen sollten da nicht Platz finden. Hallo? Die Band war monatelang Support bei den FooFighters und haben vor zigtausend Menschen gespielt. Ich dachte tatsächlich, dass die Band mittlerweile doch große Hallen füllen müsste. Umso schöner war die Überraschung, sie in einem kleinen Club sehen zu dürfen. Und der Club war so klein, dass die Band nur über den Umweg an der Bar auf die Bühne kommen konnte. Zum Anfassen sozusagen. Nur ist Ritzy so klein, dass man sie kaum sehen konnte. Ab und zu konnte ich den Wahnsinn in ihren Augen durch die Köpfe anderen blitzen sehen. Das Stutgarter Publikum war übrigens ähnlich träge, wie man es dem Frankfurtern nachsagt. Bei einigen wusste man nicht genau, warum sie sich in der Bar befanden.
Die „Wall of Sound“, die entsteht, wenn die 3 in ihre Saiten und auf ihre Drums hauen, ist immens. Alle 3 geben alles. Drummer Matt Tomas verbucht gefühlte 10 Sticks auf seiner Rechnung und Ritzy benötigt sicher einen kompletten Satz neue Saiten nach der Show. Ihr sympathisches Auftreten, die klare, dünne Stimme, die sich gewaltig anhört, sobald sie singt, ergeben ein ziemlich geniales Ensemble. Es entsteht so ein Sog, der einen mitzieht. Musikalisch war an dem Abend alles dabei was ich brauchte. Von der alten Platte waren es „The Greatest Light Is the Greatest Shade„, „Austere„, „Cradle“ und einige Songs der neuen Platte wie „Cholla“ und „Maw Maw Song„. Das Ende bildete das unfassbar geniale, in die Länge gezogene „Whirring„, das mir jedesmal Gänsehaut bereitet. Bitte schaut euch das an: Youtube Link. Dann wisst ihr auch was ich damit meinte, dass die Frau den Wahnsinn in den Augen hat.
Bitte spielt auf einem deutschen Festival dieses Jahr!
BEWERTUNG: 10/10