MUDHONEY – Zoom Frankfurt

03.06.2013 / I’m a half Frankfurter …

mudhoney_2013

… sagte Mark Arm gleich zu Beginn des Konzerts, „cause my mom was born here!“ Was konnte da jetzt noch schiefgehen?

Mudhoney, eine der letzten noch existierenden Bands der legendären Seattle-Grunge-Szene gab sich die Ehre und schaute im Zoom Frankfurt vorbei. Sie prägten meine Jugend und somit lies ich mir die Gelegenheit nicht nehmen, sie noch einmal live erleben zu dürfen.

Mittlerweile haben die Grunge-Urväter 25-jähriges Bandjubiläum – „Respekt“. Sie sind sich und ihrer Musik immer treu geblieben – hierfür noch ein weiteres „Respekt“. Mark Arm schafft es auch heute noch das Publikum mit seiner nörgelnden Stimme zu packen und auf eine Reise durch die Zeit mitzunehmen. Die Texte sind wie eh und je sehr einfach gestrickt, oft schon fast zu banal, was aber auch egal ist, da ganz klar „Kick-Your-Ass“ im Vordergrund steht. Der einzigartig-dreckige Mudhoney-Superfuzz-Sound tut sein übriges und lässt uns in Nostalgie schwelgen. Beate war’s irgendwann zu viel Männermusik und sie ging frühzeitig nach Hause. Torsten und ich freuten uns über jeden Song, den wir erkannten – und das waren ganz schön viele.

In der Halbzeit des 70-minütigen Sets, legte Mark seine Gitarre zur Seite, um einige Songs der neuen Platte „Vanishing Point“, im Schnelldurchlauf in unsere Gehörgänge reinzubrüllen. Ich sag nur: Grunge never dies.

Einen weiteren „Respekt“-Ausruf für die Bandkollegen um Mark Arm (Gesang, Gitarre), die da wären: Steve Turner (Gitarre), Dan Peters (Schlagzeug) und Guy Maddison (Bass), der einzige, der erst seit 2001 mit an Bord ist. Rock’n’Roll hält doch irgendwie jung.

Meine absoluten Lieblingslieder, „Touch me I’m sick“, „You Got It“, „Into the Drink“, „Here Comes Sickness“ und „In’n’Out of Grace“ wurden auch gespielt – Grins! Ach, und als Support spielten Treatment aus Sydney, die echt gut einheizten.

Alles in allem ein runder Abend, bis auf das es Beate irgendwie nicht gefallen wollte, was ich aber verstehen kann.

And Vince, „Thank you“ for the MADhoney double ticket. Cheers!

BEWERTUNG: 9/10

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KADAVAR – Das Bett Frankfurt

15.05.2013 / Kein Hokuspokus

kadavar

Heute Morgen müsste ich beim hören der neuen Kadavar Scheibe feststellen, dass die Anlage des V50 einen echt fetten Sound hat. Die funktioniert noch einwandfrei, was ich vom Rest der Karre nicht sagen kann. Dann stand ich auch noch im Stau und konnte somit das gestern Erlebte in aller Seelenruhe Revue passieren lassen.

Für mich standen zwei Premieren auf dem Programm: das erste Mal Kadavar live sehen/hören und das erste Mal die Location Das Bett live erleben. Und ich muss sagen, ich wurde von beiden in keinster Weise enttäuscht.

Ich steh ja total auf diesen 70s-Psychedelic-Stoner-Rock-Kram und da war klar, ich muss mir die Berliner Krautrocker unbedingt anschauen. Mit dem zweiten Album Abra Kadavar bestätigen sie ihr Können und setzen das fort, was sie auf ihrem ersten Longplayer so bemerkenswert angefangen haben. Sie klingen irgendwie vertraut, ohne dabei als ein Abklatsch dieser vermeintlichen Vorbildern, wie Black Sabbath, Pentagram oder Hawkwind, zu klingen. Es ist doch ihr eigener Sound, es ist Kadavar. Und diesen tragen sie in perfekt eingespielter Einheit vor. Man merkte schnell, dass sie schon so einige Konzerte zusammen gerockt haben. Kein Schnickschnack, kein Hokuspokus, alles echt und authentisch.

Es passt bei Wolf (Gesang und Gitarre), Mammut (Bass) und Tiger (Drums) einfach alles: der Sound und die Optik. Ich glaube, die haben ihre Haare und Bärte schon von Geburt an wachsen lassen – erinnert sehr stark an die besten Haar-Zeiten von ZZ Top.

Nach 70 Minuten war die kleine Zeitreise leider schon vorbei. Ohne Zugabe verabschiedeten sich die Herren, was auch völlig okay war, denn noch ne halbe Stunde länger und wir wären wohl alle auf einem Trip namens Kadavar hängen geblieben. Ach, da spielte ja auch noch eine Vorgruppe, Spirits Of The Dead, aus Norwegen.

Bei einem Gespräch von zwei älterer Rockern, schnappte ich vor dem Konzert folgende Sätze auf: Weißt Du, was jetzt noch viel geiler wäre? Wenn ich Zuhause auf meinem Sofa sitzen würde, mit ’nem Bier und ’ner Tüte in der Hand und Kadavar würde direkt vor meiner Nase im Wohnzimmer abrocken. Ja, und so ähnlich war es ja auch hier, im Das Bett.

BEWERTUNG: 10/10

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DANKO JONES – Schlachthof Wiesbaden

02.05.2013 / Alte Bekannte

dankojones_2013

Muss man noch irgendwas über den Kerl schreiben? Sicher nicht. Gefühlt sehe ich ihn jedes Jahr, entweder auf einer Hallen-Tour oder einer seiner Open-Air Auftritte. Und sicher ist etwas Routine bei ihm und bei mir eingetreten. Aber es ist eine sehr spaßige Routine. Ohne ihn würde etwas in Wiesbaden fehlen. Aber dazu später mehr.

Diesmal war es ein Geschenk an Henning, dass uns in den Schlachthof trieb. Zuerst zögerlich von hinten betrachtend wollten wir mal schauen, ob der alte Mann ES noch kann. Aber schon beim dritten Lied „Sticky Situation“ standen wir ein ganzes Stück näher am Rock. Aus der vorderen Reihe betrachtet ist er nicht älter geworden. Rocken kann er noch genauso. Nur seine Zunge zeigt er weniger. Nach „Play the Blues“ und „Lovercall“ hatte ich schon meinen 5. Halswirbel verloren. Dann kamen ein paar neue Songs, denen es an alter Kraft fehlt. Doch mit „I Think Bad Thoughts“ und dem legendären „Mountain“ könnte man selbst die langweiligste Show der Welt zum Schwitzen bringen. Gefehlt hat mir definitiv „My Time is now“.

Er hat dem Publikum auch endlich mal erklärt, warum Wiesbaden (gefühlt) jedes Jahr auf seiner Tour liegt. Der Onkel des Bassisten wohnt in Wiesbaden. Den Abstecher lassen sie sich also nicht nehmen.

Auf dem Hurricane sehen wir uns wieder.

BEWERTUNG: 8/10

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Platten News – VENTURA

BAND: ventura1
Ventura

ALBUM TITEL:
Ultima Necat

STIL:
Noiserock, Grunge, Postrock

KLINGT WIE:
Navel

DIE BESTEN SONGS AUF DER PLATTE:
Nothing Else Mattered
Amputee
Little Wolf
Corinne

Danke Visions für diesen großartigen Plattentipp. Wie gut es ist einfach mal in Neues und Unbekanntes reinzuhören. Eine Ähnlichkeit mit anderen Bands zu finden war schwer, was aber nicht heißt, dass es einzigartig ist. Am ehesten haben sie mich an Navel erinnert, die ebenso wie Ventura aus der Schweiz stammen. Die Musik kommt sehr rau daher, die Gitarrenriffs drehen oft in eine Postrock Richtung ab. Die Mischung aus Gesang und Gitarren sind perfekt getroffen. Man kann nur hoffen, dass die Jungs den Weg über die Alpen zu uns schaffen.

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BIFFY CLYRO – Schlachthof Wiesbaden

05.03.2013 / Willkommen auf dem Rockolymp

biffy_2013

Was soll man noch über die netten Herren Clyro aus Schottland schreiben?

Ich zeig nur folgendes, am Beispiel Schlachthof Wiesbaden, auf:
April 2009 – Räucherkammer, vor ca. 200 Menschen
Dezember 2009 – Große „alte“ Halle, halbvoll, ca. 1.000 Menschen
März 2013 – Große „neue“ Halle, ausverkauft, 2.500 Menschen
Noch irgendwelche Fragen?

Die Jungs gehen momentan so was von durch die Decke, unglaublich. 18 Jahre harte Arbeit zahlen sich aus – sie haben es sich redlich verdient.

Jetzt zum eigentlichen Abend:
Wir bekamen im Schlachthof eine perfekte Rockshow von über 100 Minuten (= Nettospielzeit) geboten. Das schöne an Biffy ist, dass da nicht viel zwischen den Songs gequatscht wird – man lässt die Instrumente sprechen. Sie stellten sich nach der 3 Nummer vor und verabschiedeten sich mit den Worten: Thank you. We are Biffy Fuckin‘ Clyro! Wunderbar, alle R’n’R-Regeln beachtet. Dazwischen gab es mehr als 20 Songs, die meisten vom neuen Doppel-Album „Opposites„, gemischt mit weiteren Nummern der beiden Vorgänger-Scheiben – alte Songs wurden leider etwas vernachlässigt. Aber okay, denn irgendwann haben die Herren auch ihren Feierabend verdient, nachdem sie uns ihre totale Verausgabung, in Form von Rock’n’Roll, geschenkt haben.

Danke und gerne wieder – aber nicht in der Festhalle;)

BEWERTUNG: 09/10

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SIGUR RÓS – Zenith München

23.02.2013 / Zwischen Elfen und Geysiren

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Wenn die Isländer auf Tour sind sollt man jede Strecke in Kauf nehmen, um sie sehen zu können. Diesmal schreckten uns die 400 km nach München keineswegs ab. Im Gegenteil. Endlich mal eine Location, die ich noch nicht kannte und von der ich noch nie gehört hatte. Diesmal lud die Zenith-Halle in München ein. Ich hatte keinerlei Vorstellungen von der Größe der Halle. Gut 5000-6000 Menschen sollten in dem alten Industriegebäude, in der früher Straßenbahnen zur Reparatur waren, Platz haben.

Bei arschkalten Temperaturen stapften wir, mit einer Menge anderen Menschen, durch den Schnee in Richtung Halle. Drinnen erwarteten uns zum Glück wärmere Temperaturen und ein Musikbrei, bestehend aus wabbernden Synthie-Tönen, von denen ich dachte, dass sie zu einem Testlauf des Tonmischers gehörten. Fast endlos, sich permanent wiederholende Töne, die wohl von einer Person kam, die sich hinter dicken Trockeneis-Nebel-Wand versteckte. Man sah zumindest nur einen wagen Schatten. Später sah ich erst, dass die Person, dessen One-Man-Band „Blank Mass“ hieß, sich hinter einem transparenten Vorhang versteckte.

Recht pünktlich kam die Band mit ihren gefühlten 20 Gastmusikern auf die Bühne. Mit dem ersten Ton begann die Reise in ferne unbekannte Welten. Gänsehaut pur. Ständig untermalt von schönen bis wirren Bildern und Videos. Und immer wieder die eine Frage, die einem ständig an der Lippe klebt: Ist das isländisch oder eine Sprache von einem anderen Planeten? Aber ganz ehrlich. Es ist mir so egal. Die Stimme, die Gitarre, der Sound. Alles passt so wunderbar zusammen. Das unglaubliche an der Band ist eigentlich, dass die Musik so was von dermaßen „radiountauglich“ ist und es doch schafft, 6000 Menschen in eine Halle zu bringen. Irgendwie will man nicht das es aufhört…

Gespielt haben sie alles was mir wichtig war. Angefangen mit „Ny Batteri“, dass nach 4.30 so richtig in Fahrt kommt und dem unfassbaren schönen „untitled #1“, „untitled #6“ und „Sæglópur“. Ein paar neue Songs waren auch dabei, die Lust auf die neue Platte gemacht haben. Und wer einmal „Svefn-g-englar“ und das grandiose Ende mit „untitled #8“ gehört hat und mit einer nicht enden wollenden Gänsehaut nach Hause gegangen ist, will immer wieder in diese Welt entführt werden.

Die nächsten Tickets liegen schon hier.


BEWERTUNG: 10/10

www.sigur-ros.co.uk

THE JOY FORMIDABLE – Zwölfzehn Stuttgart

03.02.2013 / Der Wahnsinn in den Augen

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„Ist die süß“, denkt man noch bevor sie richtig loslegt. Ritzy Bryan ist die Sängerin und Gitarristin der Band The Joy Formidable. The Joy what? Mir ist die Band vor gut zwei Jahren irgendwie „unter“ gekommen (Platten-Review 2011). Und seit dem hat sie mich nicht mehr losgelassen. Eine Wahnsinns-Album haben die Waliser mit „The Big Roar“ damals hingelegt. Und weil das Album so gut und eingängig ist, wollte ich die Band unbedingt Live sehen. Doch die Tourpläne führten nur kurz nach Deutschland, um dann für gefühlte 2 Jahre nach Amerika verlagert zu werden. Kein Festival. Keine Deutschlandtour. Nix. Dann endlich die Erlösung. Am 3.2. sollten sie in Stuttgart spielen.

Es ist ein seltsames Gefühl, wenn man, in Erwartung einer großen Location, auf einmal eine kleine Bar betritt. Mehr als 150 Personen sollten da nicht Platz finden. Hallo? Die Band war monatelang Support bei den FooFighters und haben vor zigtausend Menschen gespielt. Ich dachte tatsächlich, dass die Band mittlerweile doch große Hallen füllen müsste. Umso schöner war die Überraschung, sie in einem kleinen Club sehen zu dürfen. Und der Club war so klein, dass die Band nur über den Umweg an der Bar auf die Bühne kommen konnte. Zum Anfassen sozusagen. Nur ist Ritzy so klein, dass man sie kaum sehen konnte. Ab und zu konnte ich den Wahnsinn in ihren Augen durch die Köpfe anderen blitzen sehen. Das Stutgarter Publikum war übrigens ähnlich träge, wie man es dem Frankfurtern nachsagt. Bei einigen wusste man nicht genau, warum sie sich in der Bar befanden.

Die „Wall of Sound“, die entsteht, wenn die 3 in ihre Saiten und auf ihre Drums hauen, ist immens. Alle 3 geben alles. Drummer Matt Tomas verbucht gefühlte 10 Sticks auf seiner Rechnung und Ritzy benötigt sicher einen kompletten Satz neue Saiten nach der Show. Ihr sympathisches Auftreten, die klare, dünne Stimme, die sich gewaltig anhört, sobald sie singt, ergeben ein ziemlich geniales Ensemble. Es entsteht so ein Sog, der einen mitzieht. Musikalisch war an dem Abend alles dabei was ich brauchte. Von der alten Platte waren es „The Greatest Light Is the Greatest Shade„, „Austere„, „Cradle“ und einige Songs der neuen Platte  wie „Cholla“ und „Maw Maw Song„. Das Ende bildete das unfassbar geniale, in die Länge gezogene „Whirring„, das mir jedesmal Gänsehaut bereitet.  Bitte schaut euch das an: Youtube Link. Dann wisst ihr auch was ich damit meinte, dass die Frau den Wahnsinn in den Augen hat.

Bitte spielt auf einem deutschen Festival dieses Jahr!

BEWERTUNG: 10/10

The Joy Formidable on MySpace
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TRIGGERFINGER – Schlachthof Wiesbaden

08.02.2013 / Das belgische Trio

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Verdammte Axt. Viel zu lange ist es her. Das Konzert war im Februar und meine Erinnerungen an das Event verschwimmen. Mit 4 Monaten Abstand würde ich es aber durchaus als solide Leistung bezeichnen. Seit die Belgier uns allen auf dem Sonnenrot 2010 extrem positiv ins Auge und Ohr gefallen sind, verfolge ich den Weg der 3 sympathischen Herren. Zu Ruhm sind sie ja mit der Unplugged-Coverversion des Songs der schwedischen Musikerin Lykke Li „I Follow Rivers“ gekommen.

Die Halle in Wiesbaden war eher schwach gefüllt. Mit ein wenig Ellebogeneinsatz hätte man es durchaus bis in die erste Reihe schaffen können. Trotz der nicht ganz ausverkauften Halle kam Stimmung auf. Ich kann mich aber noch an die vielen Pärchen erinnern, die wohl alle nur darauf warteten zu „I Follow Rivers“ ihre Standard-Tanzschritte aus der Schublade zu holen. Sicher waren einige von denen verwundert, das vor ihnen auf der Bühne keine Unplugged Band seichte Musik spielt. Der Gitarrist Gitarrist Ruben Block alias George Clooney kann nämlich ziemlich roh auf seiner Gitarre werden. Und Schlagzeuger Mario Goossens haut die Drums wie kaum ein anderer. Nur Bassist Paul Van Bruystegem hat immer die Ruhe weg. Welche Songs gespielt worden sind kann ich leider nicht mehr wiedergeben. Doch die Pärchen kamen noch zu ihrem Tanz-Einsatz. Wie so oft: Ein rundum gelungener Abend.

Auf dem Open-Flair 2013 sehen wir uns wieder.

BEWERTUNG: 7/10

www.triggerfinger.net

BLUMENTOPF – Schlachthof Wiesbaden

03.12.2012 / Gebt her euren Schweiß

topf

Der Topf war im Haus. Und das richtig. Wer in den Stunden Unterhaltung nach bester HipHop Manier nicht ins Schwitzen geraten ist, hatte entweder erfolgreich einen Stock verschluckt oder noch viel mehr falsch gemacht.

Auf dem Weg zum neuen Schlachthof dachte ich noch, dass das Konzert abgesagt ist. Keine kreischenden Teeniemassen und keine endlose Schlangen am Horizont. Doch Blumentopffan sind einfach die Relaxten. Gemütlich trudelte der ein oder andere ein. Bei Edgar davor hatte man auch nicht viel verpasst. Gediegen war so auch der Einstieg ins Konzert. Hier und da waren am Anfang noch die Stocksteifen und Indiekopfnickerfraktion vertreten. Doch der Topf brachte auch selbst diese Bewegungslegastheniger spätestens bei der ersten Freestyleeinlage zum Zappeln. Bei matschigen Boden gingen tatsächlich alle Mann (ja – es war sicher 80% männliches Publikum) vor den Töpfen in die Knie. Danach gab es in der Halle 2 Stunden kein Halten mehr. Der Schweiß ran und Blumentopf verteilte Augustiner. Welche Songs? Gefühlt alle – aber diejenigen, die mich kennen, wissen, dass es für mich das schwerste auf der Welt ist, Songtexte und Songtitel zu merken. Aber klar – neue Songs wie „Rosi“ oder „Neulich in der City“, Klassiker wie die „Partysafari“ waren natürlich dabei und SoLaLa wurde mit Horst auch geträllert. Wirklich beeindruckt hat mich allerdings die ausschweifenden Freestyleeinlagen, die sicher mal mindestens 40 min der Show ausmachten und in denen Blumentopf sich und Wiesbaden ordentlich auf den Arm nahm. Dann waren sie „Mal weg“.

Hut ab liebe Töpfe. Da verzeihe ich euch auch das Anfeuern der Mainz 05er – Ich bin das nächste Mal auf jeden Fall wieder dabei!

Rahel

PS: Stefans Eindruck muss ich bestätigen. Die neue Halle wirkt kahl und ist gefühlt die Hälfte kleiner als die alte. Und reingeregnet hat es auch schon.

BEWERTUNG: 10/10

DEICHKIND – Schlachthof Wiesbaden

22.10.2012 / Gib einem Kind deine Hand

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Wegen der Musik war ich nicht da. Deichkind verbreiten gute Laune und machen Spaß. Deswegen wollte ich sie wieder sehen. Schon 2008 war ich völlig geflasht von den Kindern mit Pyramiden auf den Köpfen, den neon-angemalten Menschen und der Spaß-Show der Deichkinder.

Diesmal lud der „neue“ Schlachthof in seine gerade erst fertiggestellte Halle. Über die Fassade kann man streiten. Irgendwie kann ich mich schwer von schönen Dingen trennen, an die ich mich gewöhnt habe. Die alte Halle hatte nun mal eine Geschichte. Und die muss für die Neue erst geschrieben werden. Innen wurde ein wenig die Form des alten Schlachthof übernommen. Es wirkt alles sehr aufgeräumt. Und sie wirkt klein. Viel kleiner als ich dachte.

Drinnen angekommen stellten wir uns im Bereich des Mischpults auf. Noch war dort Platz, was sich aber schnell ändern sollte. Schließlich war das Konzert ausverkauft. Eine Vorband braucht Deichkind nicht. Vielmehr haben wir uns die Frage gestellt, wer die Massen denn auf die Show vorbereiten soll. Mambo Kurt vielleicht? Ausserdem gibt es vor einem Theaterstück ja auch kein Vor-Theaterstück. Anstatt einer Vorband wurden auf eine vor die Bühne gespannte Leinwand Musik-Videos eingespielt. Hängen geblieben sind mir „Die Antwoord – Fatty Boom Boom“ und „Queen – The Great Pretender“. Deichkind machten daraus eine „Great Fatty Boom Boom Pretender Show“.

Mit viel Tamtam wurde gegen 20:45 ein epischer Video-Opener gestartet. Danach öffnete sich der Vorhang und die Show konnte beginnen. Mit dreieckigen LED Pyramiden ausgerüstet standen die 6 Mitglieder auf dreieckigen Podesten und zappelten was das Zeug hielt. Im Lady Gaga Style wurden Outfits und Bühnenaccessoires gewechselt. Gummiboote schwammen über hochgestreckte Hände hinweg. Riesige rollende Bierfässer durchpflügten die Menschmassen. Und Trampolins dienten auf der Bühne als Hüpferweiterung. Aber irgendwie hat man alles schon gesehen. In der ersten Stunde war Deichkind zu sehr damit beschäftigt ihr Theater runterzuspielen. Es kam zwar Stimmung auf  wenn sich die komplette Halle hinsetzen musste, um im nächsten Augenblick in die Höhe zu springen, aber trotzdem wirkte es zu sehr einstudiert. Highlights der ersten Stunde waren Lieder wie „Illegale Fans“, „Leider Geil“ oder „Partnerlook“. Doch bei „Bück dich hoch“ hatte ich das Gefühl, dass die Jungs nicht immer Live singen, was ich natürlich nicht beweisen kann. Doch das wäre sehr deprimierend, wo doch schon die komplette Musik nur vom „Band“ kommt. Bei „Roll das Fass rein“ kam ich mir vor wie im Megapark auf Mallorca. Und der Song „Der Mond“ könnte auch bei der ZDF Schlagerparade laufen. Erst nach der ersten Halbzeit stellten die Jungs auf echten Spielspaß um. Die ganzen Zugaben haben die etwas schwache erste Stunde wegmachen können. Songs wie  „Limit“, „Bon Voyage“ und „Remmidemmi“ haben für einen genialen Ausklang gesorgt.

Am Ende haben Ivonne und ich im Taxi gesessen und den Abend bei  Nana Mouskouris „Gib einem Kind deine Hand“ Revue passieren lassen. Schräger konnte die Musikmischung nicht sein…

BEWERTUNG: 7/10

Deichkind